Alessia Joy Wälchli ist die fitteste Frau der Schweiz. Die 26-jährige Baselbieterin durfte in diesem Jahr erstmals an den CrossFit Games gegen die besten Athletinnen der Welt antreten. Damit ging für sie ein Traum in Erfüllung – und dennoch blickt Wälchli mit gemischten Gefühlen auf den Wettkampf zurück. Warum das so ist und wie ihre sportliche Zukunft aussieht, wollte DropIN von ihr erfahren.
Text: Matthias Mehl
CrossFit ist ein Kampf. Ein Kampf gegen die Uhr. Ein Kampf gegen den Schmerz. Aber vor allem ist CrossFit ein Kampf gegen sich selbst. Kein Wunder also, gehört Alessia Joy Wälchli zur Elite in dieser functional Sportart. Denn das Kämpfen liegt der 26-Jährigen quasi im Blut: Bevor ihre sportliche Welt um Dinge wie Deadlifts, Boxjumps und Double Unders kreiste, trainierte sie viele Jahre lang auf hohem Niveau Martial Arts. Diese Fighter-Mentalität kommt ihr im CrossFit natürlich sehr zugute. DropIN traf Alessia Joy Wälchli in ihrer Home-Box «Crossfit Todoma» zum Gespräch. Und hielt dabei immer einen kleinen Sicherheitsabstand ein.
Alessia Joy Wälchli, du bist die erste Schweizerin, die es in der Elite-Kategorie «Individuals» an die CrossFit Games geschafft hat. Wie waren die Games 2019 in Madison (USA) für dich?
Der Wettkampf war ein extremes und ereignisreiches Erlebnis. Nicht zuletzt deshalb, weil es im Vorfeld der Games so viele unbekannte Faktoren gab. Es wurde ja alles erst relativ spät kommuniziert und es herrschte wegen des neuen Modus bei den Athletinnen und Athleten lange Zeit Unsicherheit darüber, wie die Competition ablaufen würde. Gleichzeit ist aber genau diese Ungewissheit ein zentraler Faktor, der die CrossFit Games auszeichnet – man kann nur schwer einschätzen, was auf einen zukommt. Es war also dementsprechend aufregend!
Das neue «Cut-System», durch das sehr viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer relativ früh aus dem Wettkampf ausgeschieden sind, sorge bereits im Vorfeld der CrossFit Games für Aufregung. Wie war das für dich?
Weil dieser Modus brandneu war, gab es dazu keinerlei Erfahrungswerte. Und da es sich beim diesjährigen Wettkampf sowieso um meine erste Teilnahme handelte, war für mich letztlich alles neu. Ich entschied mich darum dazu, mir nicht allzu viele Gedanken zu machen und mich vielmehr auf den Spass an der Competition sowie auf das bewusste Geniessen der Games-Atmosphäre zu konzentrieren.
Der «Cut» kam für dich leider vergleichsweise früh im Wettkampf, nach dem vierten Workout. Denkst du, dass dir deine ersten CrossFit Games die Möglichkeit gegeben haben, zu zeigen, was du kannst?
Nein. Nachdem ich nun genügend Zeit gehabt habe, um den Event revuepassieren zu lassen, denke ich, dass ich mein Potenzial nicht zeigen konnte. Ich habe im Vorfeld der Games extrem viel und äusserst hart trainiert. Letztlich konnte ich vielleicht ein Fünftel von dem zeigen, was ich kann. Das war schon frustrierend. Ich dachte mir nach meinem Ausscheiden: «Schön, das war’s jetzt also?» Dabei hatte ich mich extra auch in Disziplinen verbessert, in denen ich normalerweise nicht so aktiv trainiere, wie etwa dem Schwimmen. Dass diese Skills schlussendlich gar nicht zum Tragen gekommen sind, bedaure ich schon etwas.
Vielleicht hast du ja in der Saison 2020 die Möglichkeit, dein ganzes Leistungsspektrum zu zeigen?
Vielleicht, aber zuerst muss ich mir klar darüber werden, welche Ziele ich mir im CrossFit für das kommende Jahr stecken möchte. Nach meiner Rückkehr von meinen ersten CrossFit Games benötigte ich zuerst eine kleine Auszeit, musste nach der intensiven Zeit einfach mal in Ruhe durchatmen und den Kopf freikriegen. Ich trainiere zwar wieder, aber bei weitem nicht mit dem Volumen oder der Intensität, mit der ich mich vor Madison gepusht habe. Diese Pause war wichtig für mich, auch um meine persönlichen Zielsetzungen zu überdenken.
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