«Es ist immer eine gewaltige Ehre, die Schweiz auf der Bühne zu vertreten»

Für viele Athletinnen und Athleten ist ihr erstes CrossFit Workout auch der erste Berührungspunkt mit dem olympischen Gewichtheben. Und für die meisten von ihnen bleibt das «Liften» einfach eines von vielen Elementen ihres funktionellen Trainings. Bei der Winterthurerin Scheila Meister war das ein bisschen anders: Denn aus der CrossFitterin wurde eine der besten Gewichtheberinnen der Schweiz – und zwar in Rekordzeit.



Man darf Scheila Meister mit Fug und Recht als menschlichen Gabelstapler bezeichnen. Und das ist ausschliesslich positiv gemeint: Denn wenn die 32-jähriger Winterthurerin ihre pinkfarbene Langhantel mit Gewichten bepackt, in die Ausgangsposition geht und ihre Finger im Hookgrip um die Stange legt – dann darf man sich als Zuschauer meistens auf einen technisch perfekten Lift freuen. Dabei achtet Scheila nicht nur auf eine perfekte Ausführung, sondern wuchtet gleichzeitig enorme Gewichte in die Höhe.



Diese ideale Kombination aus Technik und Kraft führte im letzten Jahr dazu, dass sie an der Weightlifting-Schweizermeisterschaft den Titel in ihrer Gewichtsklasse holen konnte. Und auch an der Weltmeisterschaft im olympischen Gewichtheben in Thailand bewies sie ihre starke Form – und stellte einen neuen Schweizerrekord auf: 74 Kilo beim Snatch.



DropIN traf Scheila Meister zwischen zwei Lifting Sessions in ihrer Home-Box CrossFit Gleis 10 in Winterthur zum Gespräch.



Scheila, wie bist du zum olympischen Gewichtheben gekommen?

Meine ersten Berührungspunkte mit Weigtlifting hatte ich im CrossFit. Damit begann ich vor etwas mehr als fünf Jahren, als mir der Besuch der klassischen Fitnesscenter einfach zu langweilig wurde (lacht). Obschon ich dort nur etwa ein Jahr zu Gast war. Vorher habe ich überhaupt keinen Sport getrieben.



Das macht deine Leistungen noch eindrücklicher. Fragst du dich manchmal, welches Potenzial du hättest entfalten können, wenn du das Weightlifting früher entdeckt hättest?

Auf jeden Fall! Ich sehe das auch anhand einer Trainingskollegin, die gerade erst 20 geworden ist. Sie praktiziert das Gewichtheben seit etwa einem halben Jahr – sie hat noch den ganzen Weg vor sich, verfügt über Jahre, um sich weiterzuentwickeln und sich zu verbessern. Bei mir hingegen ist, rein physisch gesehen, der Peak mit 32 Jahren bereits vorüber. Dass ich dennoch mit anderen Athletinnen mithalten kann und im letzten Jahr meine erste Weltmeisterschaft bestreiten konnte, macht mich dementsprechend enorm happy.



Lass uns nochmals zurück gehen zu deinen CrossFit-Anfängen. Wie bist du zur funktionellen Fitness gekommen?

Meine ersten Gehversuche machte ich im April 2014 im CrossFit Winterthur – am gleichen Tag übrigens, an dem mein heutiger Coach und Partner Marc Vögte dort ebenfalls anfing (lacht). Ich liebte das Squatten von Anfang an, habe mich aber nicht direkt aufs Weightlifting konzentriert. Die ersten beiden Jahre nahm ich auch nicht an den Open teil. Erst als ich mich von einem Kollegen habe dazu überreden lassen, kam ich auf den Geschmack für Competitions. Die besondere Stimmung hat es mir damals irgendwie angetan. Im Dezember 2016 wechselte ich dann ins CrossFit Gleis 10.



Wann kam der Moment, an dem du dein Gewichtheben-Talent entdeckt hast?

Das war bereits in der neuen Box. Ich beschäftigte mich immer mehr mit dem Lifting und konnte auch merkliche Fortschritte erzielen. Wir hatten damals einen Athleten bei uns, Lukas Stirnemann, der heute unser Head of Weightlifting-Coach in der Box ist. Er bestritt damals schon Wettkämpfe und er riet mir eines Tages, doch auch mal an Lifting-Veranstaltungen teilzunehmen. Im Februar 2018 trat ich dann erstmals an einer Competition an, im CrossFit Basel.



Seither ist ganz viel passiert bei dir und du hast dir einen Namen in deinem Sport machen können.

Das ist richtig, aber ich denke man muss das alles in den richtigen Kontext stellen. Das olympische Gewichtheben ist in der Schweiz ja keine weit verbreitete Sportart. Doch es entwickelt sich langsam, nicht zuletzt dank CrossFit. Bei den Damen ist es sogar so, dass rund 90 bis 95 Prozent der Schweizer Athletinnen auf diesem Weg zum Gewichtheben finden. Und die wenigsten praktizieren ausschliesslich Weightlifting. Einige Wochen nach meinem ersten Wettkampf in Basel nahm mein heutiger Coach und Natitrainer Tom Schwander mit mir Kontakt auf. Das hat mich nochmals sehr stark weitergebracht und seither gehöre ich auch zur Nationalmannschaft. Zuvor konnte ich auf die Expertise von Mike Riesterer aus Deutschland zählen, der mich ganz zu Beginn meiner Reise sehr stark gefördert hat. Ich praktiziere also sozusagen das Weightlifting Deutscher Schule.



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